2012.09 - Die Landfrauen in Schwabendorf widmen sich den alten Techniken.

Alte Volkskunst zu erhalten, ist eine besondere Aufgabe, der sich die „Jubiläums-Landfrauen“ aus Schwabendorf seit Jahrzehnten immer wieder widmen. So auch in der Bewahrung fast ausgestorbener Tätigkeiten wie auf dem Gebiet der Verarbeitung von Schafwolle. Mit Freude und Begeisterung haben sich deshalb seit einigen Jahren unter Anleitung von „Fachfrau“ Angelika Hölzel aus Marburg 12 meist jüngere Landfrauen der fast vergessenen Kunst des Spinnens und des Färbens von Wolle mit Naturfarben erfolgreich zugetan.

In einer kleinen Feierstunde im Dorfmuseum stellte die Vorsitzende Erna Hampach deshalb auch heraus, dass sich die Schwabendorfer Landfrauen in ihren Aktivitäten neben zeitgemäßen gesellschaftlichen Fragen ebenso der Pflege und der Bewahrung alter Volkskunst verpflichtet sehen. Unterstützt wurden die Landfrauen dabei wiederum in bewährter und harmonischer Zusammenarbeit vom Arbeitskreis für Hugenotten- und Waldensergeschichte, der den „Lernfrauen“ Spinnräder aus dem Dorfmuseum und auch finanzielle Mittel für die methodische Ausbildung zur Verfügung gestellt hatte. „Die Wertschätzung unserer Landfrauen, das Erbe unserer Vorfahren zu bewahren und in die Zukunft zu tragen, ist auch eines unserer erklärten Ziele“ begründete Gerhard Badouin, Vorsitzender des Arbeitskreises, die Unterstützung und sagte diese auch für weitere künftige Projekte der Landfrauen zu.

 

 

 Spinngruppe
  Gesponnene und leuchtend bunte Wolle in Farben, wie wenn die Sonne auf das 
  Herbstlaub scheint – präsentiert die Spinngruppe der Schwabendorfer
  Landfrauen.

 

 

Insbesondere in der Gründungszeit der ehemaligen Kolonie „Auf der Schwabe“ hatte die Verarbeitung der Schafwolle in einem Zeitraum von über 150 Jahren traditionell eine herausragende Rolle gespielt. Viele der hugenottischen Ahnen waren von Beruf Wollscherer, -kämmer, -spinner, -färber und –weber und auf den im Dorf in kleinen Manufakturen arbeitenden Strumpfwirkstühlen wurde die von den Frauen gefärbte und gesponnene Wolle schließlich zu Strümpfen weiterverarbeitet bevor sie dann bis weit in das Land auf Messen und Märkten vermarktet wurden.

Die Wollfärberei mit Naturfarben kannte man bereits im 13. Jahrhundert, mit dem 30-jährigen Krieg ging die Entwicklung stark zurück, wurde aber mit den hugenottischen Einwanderern neu belebt. Die hugenottischen Färber verwendeten hauptsächlich natürliche, weniger mineralische und chemische Farbstoffe : Krapprot, Waidblau und Safrangelb waren die meist von ihnen verwandten Farbstoffe, aus Pflanzen gewonnen. Pflanzen, die zum Färben geeignete Farbstoffe enthalten, gibt es viele. Die Gewinnung des Farbstoffes und die einzelnen Färbeverfahren bereiteten jedoch unterschiedliche Schwierigkeiten.

Die von den Landfrauen verwandten Pflanzen waren unter Zugabe von Mineralien u.a. Rote Dahlie, Löwenzahn, Goldrute, Rhabarber und Rainfarn, allesamt heimische Arten unserer Wildflora. Aber auch mit Walnuß- und Zwiebelschalen sowie den Beeren, Blättern und Rinden unserer heimischen Bäume wurde die Wolle gefärbt.

 

 

 Uebergabe Spinnrad
 Große Freude bei den Landfrauen über ein besonderes Geschenk des Rauschenbergers Ludwig Pigulla, der den Landfrauen in der Feierstunde ein funktionsfähiges Spinnrad überreicht.

 

 Uebergabe Bescheinigung
  Erna Hampach bedankt sich bei Gerhard Badouin für die
  Unterstützung und übergibt die Dokumentation „Wolle färben
  mit Naturfarben“ für das Archiv des Dorfmuseums

 

 

 

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